Interview mit Mark Madsen vor UFC 256: „Figueiredo wird gewinnen, Ferguson steht unter Druck!“
Veröffentlicht am 14.12.2020 - 10:22 Uhr
Geht es nach UFC-Fighter Mark Madsen, dann wird Fliegengewicht-Champion Deiveson Figueiredo (Bild oben) bei UFC 256 seinen Titel gegen Brandon Moreno verteidigen. (© imago images / ZUMA Wire)
UFC-Kämpfer Mark Madsen zu UFC 256: „Ferguson steht unter Druck“
In der Nacht vom 12. auf den 13. Dezember steigt mit UFC 256 das letzte große Kampfsport-Spektakel des Jahres.
Dabei stehen gleich zwei Kracher auf der Fightcard: Deiveson Figueiredo gegen Brandon Moreno – der Titelkampf im Fliegengewicht – und Tony Ferguson gegen Charles Oliveira.
Was spricht für die Favoriten Figueiredo und Ferguson und wie können die Außenseiter vielleicht doch überraschen?
Wir haben vor UFC 256 exklusiv mit dem dänischen UFC-Kämpfer Mark Madsen über Figueiredo vs. Moreno und Ferguson vs. Oliveira gesprochen – und darüber was im Kopf eines MMA-Athleten vorgeht, wenn er in den Käfig steigt.
Wettfreunde: Figueiredo hatte am 21.11 einen Titelkampf gegen Alex Perez bei UFC 255 – jetzt, drei Wochen später UFC 256 steht er wieder im Käfig. Das ist etwas ungewöhnlich, es gibt oft eine Pause von mehreren Monaten oder sogar einem Jahr bis zum nächsten Kampf. Was ist der Vor- oder Nachteil von Figueiredo mit zwei Kämpfen innerhalb der kurzen Zeit?
Mark Madsen: Natürlich könnte es auch ein Nachteil sein, wenn du aus einem Kampf beschädigt kommst und dann ein oder zwei Monate später bereit sein musst. Es hängt immer von der Höhe des Schadens ab, den man während eines Kampfes erleidet.
Aber Figueiredo kam unbeschadet aus seinem Kampf gegen Perez. Angesichts des Kampfes, den er gerade beendet hat – das war eine Art Sparringskampf für ihn – ist er bereit für den Fight gegen Brandon Moreno. Ich denke, Figueiredo hat wirklich gute Chancen, auch bei UFC 256 zu gewinnen. Auch wenn es zwei Mal binnen kürzester Zeit ist.
Es spielt in diesem Sport auch die mentale Verfassung eine große Rolle. Nach einer Niederlage kann es einige Bedenken und Zweifel geben – kann ich liefern, kämpfen? Bei diesem Sport geht es auch um Selbstvertrauen. Ich glaube, dass ein selbstbewusster Mann mit weniger Geschick einen Mann schlagen kann, ohne an sich selbst mit hoher Geschicklichkeit zu glauben.
Der zweite große Kampf bei UFC 256 ist Tony Ferguson gegen Charles Oliveira. Was denkst du – wer ist der Favorit und warum?
Ich denke Tony Ferguson. Er ist sehr unberechenbar. Man muss in der Lage sein, einen bestimmten, ganz besonderen Spielplan für einen Mann wie Tony Ferguson zu erstellen, da er in jeder Facette unorthodox ist, selbst als Person. Ich bin nicht sicher, ob Charles die Werkzeuge hat, um einen Mann wie Tony zu schlagen.
Ich denke, Tony Ferguson wird diesen Kampf auf reine Unvorhersehbarkeit führen.
Bild: Mark Madsen ist ein ehemaliger Ringer – 2016 Olympia-Silber in Rio – und hat zehn MMA-Kämpfe bestritten, davon zwei auf UFC-Ebene, und alle gewonnen. (© imago images / Ritzau Scanpix)
Hat Oliveira bei UFC 256 nur die Chance, durch Submission gegen Ferguson zu gewinnen?
Ich denke, das wird die größte Chance von Charles sein. Andererseits ist Tony Ferguson am Boden sehr geschickt und greift nicht nur an.
Ich meine Ferguson hat definitiv das Standardspiel, er wirft unangenehme Spezialsachen, die man normalerweise im Kampf nicht in ein Lehrbuch schreiben würde. Er hat auch großartige Wrestling-Fähigkeiten. Dann auch noch das Bodenspiel. Wenn Tony Ferguson beschließt, nicht mit Charles auf den Boden zu gehen, geht er nicht mit zu Boden.
Wie wird Charles ihn also beugen? Es ist sehr kompliziert. Die Submission ist definitiv der wahrscheinlichste Weg, wie Charles diesen Kampf gewinnt.
Im Mai hat Tony Ferguson gegen Justin Gaethje verloren. Wenn er zu einem Titelkampf im Leichtgewicht zurückkehren will, muss er gegen Oliveira gewinnen. Wie groß ist der Druck auf Ferguson?
Ich denke, es besteht kein Zweifel, dass Ferguson diesen Kampf gewinnen muss, um unter den Jungs zu bleiben, die für einen Titelkampf in Frage kommen. Der Druck ist zweifellos da.
„Es gibt Kämpfer, die sind sehr nervös und kotzen vor dem Kampf!“
Du hast selbst 10 MMA-Kämpfe bestritten, davon zwei in der UFC. Und alle gewonnen. Kannst du beschreiben, was im Kopf eines Kämpfers vor sich geht, bevor er in den Käfig steigt?
Nein, ich kann nicht, weil es so anders ist. Ich kann beschreiben, was in meinem Kopf vorgeht, weil es von Kämpfer zu Kämpfer unterschiedlich ist. Es gibt Kämpfer, die sehr angespannt, sehr nervös sind und tatsächlich vor einem Kampf kotzen. Dann gibt es welche, die sind sehr locker und sehr gelassen.
Ich denke, ich bin wahrscheinlich mittendrin.
Ich versuche mich auf den Job zu konzentrieren, auf die bevorstehende Aufgabe. Ich weiß, dass in der Kampfwoche alle möglichen Dinge passieren, so viele Ablenkungen, so viele Fragen aus der Presse, Dinge, die ein- und ausgehen, die mich von der Gegenwart auf das konzentrieren, was in der Vergangenheit passiert ist oder was passieren wird passieren in der Zukunft.
Ich versuche sehr präsent zu bleiben und mich nicht zu sehr auf die Vergangenheit oder das, was in Zukunft passieren wird, zu konzentrieren. Wirklich nur präsent bleiben und dann einen Job nach dem anderen machen – trainieren, essen, schlafen.
Wenn es um den Kampftag geht, folge ich einfach jeder einzelnen Aufgabe, bis ich dort rauskomme und bis ich den Richter „Kampf“ sagen höre.
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