Neururer redet Tacheles über Fan-Proteste: “Es nervt!”
Aktualisiert Feb 7
Bild: Peter Neururer bezieht Stellung zu den Demonstrationen im Stadion. (© Wettfreunde)
Peter Neururers Kolumne zu Bundesliga & DFB-Pokal
Mittlerweile gehören die Fan-Proteste gegen den Einstieg von Investoren, in den Stadien fast schon zum normalen Bild.
Dieser Meinung ist aber nicht jeder und so spricht Peter Neururer davon, dass man sich endlich gemeinsam an einen Tisch setzen sollte und die langen Unterbrechungen teilweise anfangen zu nerven.
Bei “Neururer redet Tacheles” spricht der 69-Jährige aber nicht nur über diese Entwicklung, sondern auch über die spannende Fußballwoche mit Top-Spielen in Pokal und Bundesliga.
Peter Neururer über Protesten im Stadion: “Es nervt!”
Liebe Wettfreunde,
Wir leben in einem Staat, in dem wir glücklicherweise in der Lage sind, zu demonstrieren. Solange es friedlich ist, finde ich die Demonstration auch gut. Das ist überhaupt keine Frage.
Es geht in der Bundesliga und auch in der 2. Liga, das fiel mir gestern insbesondere beim Topspiel Hertha BSC gegen den HSV auf, um Investoren in der DFL. Investoren, die in den Fußball investieren wollen, die natürlich damit Geld verdienen wollen, vollkommen klar. Aber die auch Einfluss nehmen wollen, so glauben die Ultras, auf den von uns so geliebten Sport. Ob zu Recht oder nicht, lassen wir mal außen vor.
Da gibt es Proteste, die sind durchaus berechtigt. Nochmals, wir leben in einem demokratischen Staat. Von daher finde ich es gut so. Mittlerweile sieht es aber so aus, dass es eine gewisse Selbst-Initiierung von irgendwelchen Prozessen sind, während dieser Proteste, bei denen ich sagen muss, es ist irgendwo ein Punkt erreicht, da muss es gut sein. Protest ja. Aber es nervt.
Es nervt, wenn Bundesligaspiele stattfinden, das ist ja die Plattform, auf der ich meine Proteste bringen kann, die dann über 30 Minuten unterbrochen werden. Das ist nicht gut für den Sport, nicht gut für die Spieler, nicht gut für die eigene Mannschaft, für die ich da ja eigentlich und auch für den eigenen Verein demonstrieren will.
Also bitte, damit würde ich aufhören. Es hat natürlich, das hat man gesehen bei der Begegnung Hannover 96 gegen Rostock, einen hohen Aufforderungscharakter das Gleiche eskalieren zu lassen. Auch wenn es friedlich ist, aber es nervt. Protest ja, aber jetzt muss langsam gut sein. Setzt euch zusammen mit der DFL, führt Debatten, führt Gespräche. Das könnte die Lösung der ganzen Probleme sein.
Neururer über Tuchel: “Hat sich die Bayern selber auserwählt”
Mal wieder Diskussionen um irgendwelche Kritiken die ausgesprochen werden von Seiten irgendwelcher Sport-Experten, die zweifelsfrei für mich Sport-Experten sind. Hinlänglich auf Bayern München bzw. auf Tuchel. Ist Tuchel zu dünnhäutig, ist die Frage, die immer wieder gestellt wird. Es sind Diskussionen, die in der Öffentlichkeit ausgetragen werden, die nicht gut sind. Nicht fürs Image des Trainers, nicht für das Image der gesamten Geschichte.
Tuchel hat mit Bayern München einen Verein selber auserwählt, glücklicherweise für ihn, der über Spielermaterial verfügt, wie es in Europa möglicherweise seinesgleichen sucht.
Also vollkommen klar, dass wenn ich bei Bayern München unterschreibe, ich Meister werden muss. Sowieso. Aber auch international irgendwie was erreichen muss. Das erwartet man von mir als Trainer des FC Bayern München. Dass ich auf dem Weg dahin Schwierigkeiten habe, das ist durchaus möglich. Das muss auch nicht mit Fehlern von Tuchel zu tun haben. Aber dass sie dann kritisiert werden, ist vollkommen klar.
Ein Trainer von Bayern München hat eine andere Stellung als jeder andere Trainer in der Bundesliga. Von daher muss er sich demzufolge eben auch teilweise mit unsachlichen Kritiken auseinandersetzen.
Dann geht es darum, dass er souverän damit umgeht. Ab und zu ist es ihm gelungen, ab und zu ist er mal danebengelegen. Gut, das kann passieren, das sind menschliche Angelegenheiten.
Man sollte davon ausgehen, dass sowohl wir, die sogenannten Experten als auch die Trainer miteinander respektvoll umgehen sollen. Und dann, nachdem eine Entschuldigung ausgesprochen wird, wirklich diese Entschuldigung dann auch, wenn sie ernst gemeint ist, ernst zu nehmen und zu sagen, lass uns auf die sportlichen Sachen konzentrieren, dann geht es weiter.
Neururer: “Schöne Kracher-Begegnungen im DFB Pokal”
In dieser Woche haben wir noch zwei schöne Kracher-Begegnungen im DFB Pokal. Bayer Leverkusen, immer noch ungeschlagen, empfängt den VfB Stuttgart. Ein absolutes Topspiel im Pokal.
Mal schauen, wie sich das auswirkt für Leverkusen. Die hohe Belastung in der Woche, wenn am Wochenende ja, wie jeder weiß, Bayern München kommt.
Ein offenes Spiel eigentlich, glaube ich. Wobei für mich persönlich Leverkusen ja einen leichten Vorteil hat. Nicht nur Heimvorteil, sondern auch den Lauf, den sie haben. Obwohl Stuttgart am Wochenende hervorragend gespielt hat und auch erfolgreich war.
Das andere Viertelfinalspiel sehen wir im Saarbrücker Ludwigspark. Der Drittligist, der 1. FC Saarbrücken, empfängt Borussia Mönchengladbach. Ein tolles Spiel, ein Highlight. Wunderbar. Vor allem für die Vereinsgeschichte des 1. FC Saarbrücken.
Mit einem Sieg ins Halbfinale zu kommen, würde für einen Drittligisten, der im Augenblick weit weg ist von den Aufstiegsträumen, die er in der 3. Liga eigentlich hatte, einen Wahnsinns Schub geben. Und finanziell natürlich auch. Das wäre eine Angelegenheit, die dich als Verein ganz weit nach vorne bringt.
Die Chance ist gegeben, der Ludwigspark wird kochen und wer Bayern München schlägt, der ist auch im Stande ein ähnliches Ergebnis gegen Borussia Mönchengladbach zu erzielen. Die Gladbacher sollten gewarnt sein. Das wissen allerdings die Gladbacher. Von daher gehen sie zweifelsfrei als absoluter Favorit in dieses Rennen.
Spannende Spiele. Dienstagabend, Mittwochabend. Ich wünsche viel Spaß dabei.
Jeden Donnerstag – wöchentlich frisch auf den Tisch!
Neururer über Leverkusen vs. Bayern: “Gibt es einen Sieger, wird er Meister”
Am nächsten Wochenende ist es dann soweit. Der ungeschlagene Tabellenführer Bayer Leverkusen empfängt den Abonnement-Meister, den FC Bayern München, Tabellenzweiter. Zwei Punkte Vorsprung für Leverkusen sagen nicht ganz so viel aus. Es waren schon mal mehr.
Die Bayern kommen also langsam wieder. Die eine oder andere, sogenannte Schwächephase, die aber immer noch mit Punkten gepflastert war, lag auf dem Weg der Münchner, ist aber beseitigt worden.
Jetzt gibt es ein paar Probleme rein vor dem verletzungs-technischen Hintergrund. Davies hat sich beim letzten Spiel gegen Borussia Mönchengladbach kurz vor Schluss auch noch verletzt. Die Verletzten-Misere bei Bayern München ist schon sehr extrem, das muss man sagen. Aber, das was da immer noch auf dem Platz steht, ist einfach großartig und muss normalerweise dazu reichen, zumindest auf Augenhöhe mit Leverkusen zu konkurrieren.
Ich bin mal gespannt, wie es läuft. Gegen Borussia Mönchengladbach war es Dienst nach Vorschrift. Ein Sieg, okay, der verdient war mit Sicherheit, aber ohne großen Glanz und Gloria.
Bayer Leverkusen dahingehend spielten bis auf die Spiele, die wir in diesem Jahr gesehen haben, eigentlich begeisternden Fußball. In diesem Jahr, pragmatischen Fußball, die Ergebnisse passen, alles wunderbar und schön, bis auf das 0:0, zu Hause gegen Borussia Mönchengladbach. Aber jetzt in Darmstadt wieder pragmatischem Fußball, sicheren Fußball, konsequentem Fußball. Gewonnen und von daher gut vorbereitet für das Spiel gegen den FC Bayern München.
Ich persönlich sage, egal was da passieren mag, bei einem Sieger, wenn eine Mannschaft gewinnt, ist zwar sportlich und punktemäßig nicht unbedingt so viel passiert, aber rein psychisch wäre eine ganze Menge entstanden.
Im Falle, dass dieses Spiel, Bayern München zu Gast bei Leverkusen, einen Sieger hat, so wird der Sieger auch Deutscher Meister werden.
Es wird unglaublich spannend. Ich hoffe, ihr seid alle dabei. Und wem auch immer ihr die Daumen drückt, es geht um den Fußball, um den deutschen Fußball und vor allem um die Bundesliga. Und da sind wir auf dem besten Weg.
Euer Peter Neururer
