Nach DFB-Enttäuschungen – Neururer fordert von Julian Nagelsmann: „Aufhören mit den Experimenten!“
Aktualisiert am 08.09.2025 - 20:43 Uhr
Bild: Peter Neururer fordert ein Ende der Experimente.
Peter Neururer Kolumne zu den Auftritten der DFB-Elf in der WM-Qualifikation
Mit einer 2:0 Niederlage ist die deutsche Nationalmannschaft in die WM-Quali gestartet, entsprechend groß war die Enttäuschung bei Trainer, Fans und Experten.
Die große Wiedergutmachung erfolge aber auch gegen Nordirland nicht. Zwar gab es einen Sieg, aber viele Fragen bleiben laut Peter Neururer noch immer unbeantwortet.
Der 70-jährige geht in die Analyse und bespricht Licht und Schatten der deutschen WM Qualität und fordert eine Rückbesinnung und klare Wege. Darauf, ob sich die deutsche Mannschaft doch noch direkt qualifiziert, kannst du zum Beispiel mit der Interwetten Freebet wetten.
Neururer: „So schlecht habe ich eine deutsche Nationalmannschaft seit Jahren nicht mehr gesehen“
Liebe Wettfreunde,
die ersten Spiele um die Qualifikation für die WM 2026 in den USA (-> zu den Fußball WM Wetten) sind gespielt. Die Eindrücke, die wir bekommen haben, sind natürlich nicht tragisch, weil wir über Fußball reden, aber die Entwicklung ist bedenklich. Sagen wir mal so.
Denn das erste Spiel in der Slowakei war fast schon peinlich. Also so schlecht habe ich eine deutsche Mannschaft schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Im Spielaufbau, in der Inkonsequenz, im Spiel nach vorne, im Deckungsverhalten, im gesamten Defensivverhalten, auch im Offensivverhalten. Es war ein Kraut und Rüben, ein Drunter und Drüber. Es tut mir leid das sagen zu müssen, aber das war meinem Empfinden entsprechend. Das, was ich eben miterlebt habe, was ich habe erdulden müssen.
2:0 zu verlieren gegen die Slowakei ist eigentlich nicht unseren Ansprüchen gemäß, aber es kann passieren. Nur die Art und Weise, wie, das war wirklich fürchterlich. Wir müssen langsam aber sicher aufhören, mit dieser Probiererei. Dreierkette, Viererkette, Fünferkette. Welche Kette auch immer. Mit neuer DNA, mit Zurückgreifen auf alte deutsche Tugenden, das habe ich alles vor dem Spiel gegen Slowakei gehört.
Aber nichts, aber auch gar nichts von dem war irgendwo zu erkennen. Es sind Wechsel vorgenommen worden, bei dem sich der eine oder andere Fachmann, zu denen ich mich nicht zugehörig fühle, sich gefragt hat, wie kann ein Mittelstädt, der relativ ordentlich gespielt hat, auf der linken Seite, plötzlich auf die rechte Seite rübergeschoben werden? Auf eine Position, die er noch nie gespielt hat und demzufolge auch dementsprechend schlecht ausgesehen hat.
Wie kann ein Raum eingewechselt werden? Durchaus richtig, aber er sollte eine defensive Rolle einnehmen. Nur die Defensive habe ich nicht gesehen. Ist auch seinen Fähigkeiten nicht entsprechen. Wir haben also gewechselt innerhalb der Mannschaft, in der eigentlich gar keine Not da war.
Peter Neururer zerreißt die jüngsten Auftritte der Nationalmannschaft.
Peter Neururer über Umstellungen in der Startelf: „Unvorstellbare Dinge sind da abgelaufen“
Wenn ich vor dem Spielen den Trainer höre, Julian Nagelsmann, der gesagt hat, zweifelsfrei ist Kimmich einer der besten Rechtsverteidiger der Welt, er wird aber aus bekannten Gründen auf die Sechs gezogen, dann kann ich das nachvollziehen. Wenn aber innerhalb eines Spiels dann auf der rechten Seite Probleme entstehen, warum komme ich nicht auf die Idee, den eigentlich vermeintlich besten Mann auf die rechte Seite wieder zurückzustellen? Denn im Zentrum habe ich Spieler genug, die das machen können. Wie komme ich auf die Idee, Leon Goretzka plötzlich auf der so genannten Zehn spielen zu lassen?
Unvorstellbare Dinge sind da abgelaufen, so dass die Mannschaft eben verdientermaßen sich in der Slowakei hat geschlagen geben müssen. Das nächste Spiel sollte die Wiedergutmachung sein. Es fing wunderbar an, mit Gnabry. Hervorragendes Tor. Schön rausgespielt. Clever gemacht. Ich dachte, ja, jetzt finden wir den Weg wieder zurück. Nur weit gefehlt.
Wiederum ein Deckungsverhalten, unvorstellbar. Ein toller Ausgleichstreffer, keine Frage. Aber wenn ein Spieler in der Güteklasse eines Drittligisten, mehr waren die Nordiren leider nicht, so blank vor der Hütte steht, bei einer eingegebenen Flanke, dann darf ich mich nicht wundern, dass er auch irgendwann mal das Tor trifft.
Und von dem Moment an war das deutsche Spiel, nach dem Ausgleich, wieder komplett daneben und wir haben nur das Glück gehabt, dass die Nordiren eben nach vorne nicht gut waren, gar nichts auf die Reihe gekriegt haben und in der Folge nicht gefährlich für uns werden konnten.
Peter Neururer: „Wir müssen ein Fundament finden“
Im Prinzip muss man davon ausgehen, nach diesem 3:1-Sieg. Tolles Tor übrigens zum 3:1, der Freistoß von Wirtz war überragend, das war Weltklasse. Aber sonst habe ich nicht viele Weltklasse-Aktionen gesehen. Weder von Wirtz, noch von irgendjemandem anderen.
Ausnahme Baumann, der Torwart hat sich wirklich etabliert auf dieser Position. Wir warten ja, ob wir auf Neuer warten oder auch nicht. Aber wir warten vielleicht auf ter Stegen, ob er kommt oder nicht. Baumann hat auf jeden Fall gezeigt, dass er auf dem internationalen Niveau standhalten kann. Darauf aufzubauen wäre gut für eine gewisse Art von Hoffnung.
Nein, die Hoffnung für mich ist: Back to the roots. Kommt dahin, wo wir herkommen. Deutsche Tugenden hat er angesprochen, der Julian Nagelsmann, aber dazu gehört auch, dass wir ein Fundament haben müssen, auf das wir uns verlassen können, auf das wir uns immer verlassen können, egal wie groß der Druck das Gegners wird oder auch egal wie schwach der Gegner ist.
Wir müssen ein Konzept finden, wir müssen ein Fundament finden, auf dem wir was aufbauen. Und zwar auf spielerische Art. Nach vorne muss es gehen mit gesicherter Defensive, vollkommen klar. Das heißt aufhören mit irgendwelchen Experimenten, mit irgendwelchen Systemänderungen oder mit irgendwelchen Änderungen auf verschiedenen Positionen. Wir müssen die vermeintliche Stammelf herauskristallisieren und wir müssen darauf aufbauen.
Hört auf mit den fortwährenden Wechseln, vor allen Dingen mit den unterschiedlichen Spielideen. Das bringt uns nicht weiter. Wir wollen ja, wie der Bundestrainer, berechtigterweise (?), gesagt hat, wir wollen Weltmeister werden. Davon sind wir meilenweit im Augenblick entfernt. Wir müssen erst mal die Qualifikation schaffen und das sollte uns gelingen, denn da hat die FIFA ja vorgebaut.
Selbst wenn wir nicht Erster oder Zweiter werden sollten, wenn wir Dritter werden, wir haben ja irgendwann mal in der Champions League [Nations League, d. Red.] irgendwas gewonnen. Von daher werden wir dann nochmal eine weitere Quali eingehen. Aber ich hoffe nicht drauf, dass es dazu kommt.
Daumen drücken ist angesagt, Kopf hoch, es geht weiter.
Euer Peter Neururer.
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Karl-Heinz
Karl-Heinz schloss 2015 sein Studium der Informations-, Medien- und Kommunikationswissenschaften ab und arbeitet seitdem als freiberuflicher Journalist mit Schwerpunkt Sport. Seine umfassenden Kenntnisse über Wettanbieter und -angebote machen ihn zu einem festen Bestandteil der Wettfreunde-Redaktion, wo er sich auf das…