Peter Neururer redet Tacheles: „In Italien sollte man langsam wach werden“

Aktualisiert am 18.11.2025 - 10:02 Uhr

Von Karl-Heinz

Peter Neururer Bild: Peter Neururer rechnet mit Italien ab, das in die WM-Playoffs muss.

 

Peter Neururers Kolumne zum entscheidenden WM-Quali-Spiel in Leipzig und der Situation in Italien nach der Niederlage gegen Norwegen in San Siro.

 

Heute Abend findet das entscheidende Spiel, Deutschland gegen Slowakei, um Platz 1 und die direkte Qualifikation für die WM statt. Der DFB-Elf würde trotz der Hinspiel-Niederlage schon ein Unentschieden reichen, darauf sollte man sich aber nicht verlassen, sagt Peter Neururer.

Der Ex-Trainer warnt davor, mit einer ähnlichen Herangehensweise wie gegen Luxemburg in die Partie zu gehen, wo man die erste Hälft nur mit viel Glück und einem starken Torwart überstanden hat.

Wie man es nicht machen sollte, hat Italien bei der 1:4 Heimpleite gegen Norwegen gezeigt. Der vierfache Weltmeister muss erneut in die Playoffs und bangt um die WM-Teilnahme.

 

Neururer zum Luxemburg-Spiel: „Herausragende Leistung – das meine ich natürlich leider ironisch“

 

Liebe Wettfreunde,

die WM-Qualifikation befindet sich in der Endphase für unsere Mannschaft, hoffen wir zumindest.

Ein Sieg heute Abend gegen die Slowakei, auch ein Unentschieden heute Abend gegen die Slowakei, würde bedeuten: Weiterkommen! Wir sind dabei, bei dem großen Turnier mit 48 Mannschaften in Mexiko, den USA und Kanada. Großartiger Erfolg!

Begründet dadurch, dass wir ein wahnsinniges Spiel gezeigt haben gegen Luxemburg. Nachdem wir das Hinspiel ja bereits gewonnen haben, haben wir jetzt 2:0 in Luxemburg gewonnen. Eine herausragende Leistung. Das meine ich natürlich leider ironisch, denn was wir da in der ersten Halbzeit gespielt haben, hat mit Fußball, mit unseren Ansprüchen die wir da haben, überhaupt nichts zu tun. Ganz im Gegenteil.

Die Luxemburger haben genau das gespielt, was wir uns eigentlich vorgestellt haben. Ballbesitzfußball in der gegnerischen Hälfte, hohes Pressing, usw., usw. All die modernen Dinge, die wir eigentlich imstande sein müssten, mit unseren Ansprüchen, abzuliefern, hat Luxemburg abgeliefert. Und wir haben, das muss man ganz ehrlich sagen, einen hervorragenden Torwart gehabt und unverschämtes Glück, dass wir in der Halbzeitpause nicht weit zurück gelegen haben.

Dann, in der zweiten Halbzeit, hat es glücklicherweise doch hingehauen. Verdientermaßen, das muss man auch dazusagen. Wir haben dann zu einigen unserer Grundtugenden wiedergefunden. Wir haben Zweikämpfe gewonnen, durchaus, aber wir reden hier von Luxemburg.

Ich möchte nicht despektierlich den Luxemburgern gegenüber auftreten, das muss auch nicht sein, aber mit unseren Ansprüchen, verglichen mit denen, die Luxemburg haben darf, war es im Prinzip ein neunzigminütiges Desaster. Mit einem verdienten Sieg der deutschen Mannschaft.

Protagonisten für diesen Sieg waren Leroy Sane, der ja mehr oder weniger auf Bewährung spielte, wie Julian Nagelsmann vor diesem Spiel angesagt hatte: „So viele Chancen bekommt er während meiner Dienstzeit wahrscheinlich nicht mehr, sich zu zeigen.“ Sane hat geliefert, hat gezeigt, dass er eigentlich, in Normalform, aus dieser Mannschaft nicht herauszudenken ist. Darüber hinaus Nick Woltemade, ein Torjäger, egal wie er spielt, großartig, zwei Tore gemacht. Also das, was man eigentlich von uns erwarten darf.

 


Peter Neururer redet Tacheles über die WM-Quali, deutsche Hoffnung und Italiens Scheitern.

 

Neururer zum Ziel im Rückspiel: „Müssen die Slowaken schlagen“

 

Heute Abend gegen die Slowakei geht es um ein klein wenig etwas anderes. Reputation wiedererlangen von irgendwelchen Dingen, die wir mal auf uns haben vereinigen dürfen. Nämlich Tugenden, die man braucht, um erfolgreich zu sein.

Heute Abend dürfen wir nicht auf Unentschieden spielen, auch wenn ein Unentschieden reichen sollte, sondern wir müssen die Slowaken schlagen, vor allem mit Hinblick oder Rückblick darauf, was in Bratislava geschehen ist. Unsere Nationalmannschaft, hoch ambitioniert, verlor das Spiel gegen die Slowakei und hat heute eine Art von Wiedergutmachung, möglicherweise mit dem Hintergrund: Ein Punkt reicht und wir sind direkt qualifiziert.

Das ist unser Anspruch, vollkommen klar. Alles andere wäre eine Enttäuschung im Falle, dass wir das Spiel heute nicht gewinnen sollten. Selbst mit einem Punkt sollte man wirklich mal überdenken, ob das, was wir bisher so gemacht haben, alles auf dem richtigen Weg ist. Ich hoffe, dass man zu sich findet. Ich hoffe, dass die deutsche Mannschaft endlich das abruft, was sie eigentlich abrufen kann oder könnte.

Aber dafür braucht man klare Linien. Und ich hoffe, diese klare Linien wird Julian Nagelsmann der Mannschaft heute vorgeben. Dann bin ich davon überzeugt, dass wir dieses Spiel gewinnen und dann möglicherweise, nach großen Entscheidungen die dann zu treffen sind, auch wieder eine erfolgreiche WM spielen.

 

Weitere WM-Quali Spiele von heute

 

Peter Neururer zu Italiens 4:1-Niederlage gegen Norwegen und dem Weg in die Playoffs: „Zweimal sind sie bereits gescheitert“

 

Liebe Wettfreunde,

Mailand, San Siro. Große Gedanken, große Ergebnisse, große Mannschaften, große Spiele. Gestern Abend haben wir auch eine große Mannschaft gesehen, aber die ist nicht Italien. Nein, es war Norwegen.

Norwegen gewinnt in Italien mit 4:1, schier unglaublich. Nicht das Ergebnis selber, sondern das Zustandekommen der gesamten Situation. Die Italiener sind mal wieder nur bei den Playoffs dabei. Die Italiener haben aufgrund der FIFA-Regelung die Möglichkeit, mit den Playoffs die Weltmeisterschaft anzustreben und am Turnier teilnehmen zu dürfen.

Zweimal sind sie bereits in den Playoffs gescheitert, gegen großartige Mannschaften. Nationen wie Nordmazedonien zum Beispiel. Das ist natürlich ein Warnzeichen. Und jetzt haben die Italiener wieder, nach dieser Niederlage, die Chance, die letzte Chance, noch zur Weltmeisterschaft zu fahren, indem sie in den Playoffs gegen wen auch immer gewinnen.

Nur wenn das wirklich noch mal geschehen sollte, dass die Italiener das Ding nicht nach Hause fahren: Dreimal hintereinander ein Playoff nicht zu bewältigen, dreimal hintereinander also nicht bei der WM teilzunehmen, für solch ein großes Land, das ist schon fast Beleidigung für den Sport schlechthin. Aber Tendenzen sind oftmals so, dass man sie übersieht.

In Italien sollte man langsam wach werden und ich glaube, die Italiener sind ein Fußballvolk, überhaupt keine Frage. Aber sie sollen sich wieder daran erinnern, was sie früher stark gemacht hat. Talente haben sie genauso, wie zu früheren Zeiten, nur die Ergebnisse passen gar nicht mehr. Diese stolze Nation sollte wach werden und ich wünsche Ihnen dabei viel Glück.

Peter Neururer

 

Das könnte Dich auch interessieren:

Karl-Heinz

Karl-Heinz

Karl-Heinz schloss 2015 sein Studium der Informations-, Medien- und Kommunikationswissenschaften ab und arbeitet seitdem als freiberuflicher Journalist mit Schwerpunkt Sport. Seine umfassenden Kenntnisse über Wettanbieter und -angebote machen ihn zu einem festen Bestandteil der Wettfreunde-Redaktion, wo er sich auf das…