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Juan Pablo Montoya über Mercedes: “Taschenrechner falsch bedient?”

Aktualisiert Mrz 25

Juan Pablo MontoyaBild: Der ehemalige Formel-1-Fahrer Juan Pablo Montoya traut Mercedes noch nicht. (© IMAGO / Icon SMI)

 

Das Interview mit Ex-Formel-1-Star Juan Pablo Montoya

 

Im Interview mit unseren Kollegen von VegasInsider gab Juan Pablo Montoya seine Einschätzung zu den Formel 1 Teams ab und wie diese zu bewerten sind.

Der Kolumbianer tippte auf den Erfolg des Ferrari-Motors und damit auch auf Haas. Außerdem äußert er Bedenken über die Zweifel von Mercedes und analysiert die Probleme der neuen Autos.

 

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Juan Pablo Montoya über Haas: “Nicht weit von Ferrari entfernt”

 

Was erwarten Sie von Haas in dieser Saison? Lando Norris deutete kürzlich an, dass sie durchaus mit McLaren konkurrieren könnten.

Juan Pablo Montoya: “Wenn Ferrari ein gutes Auto gebaut hat, was sie anscheinend geschafft haben und du als Haas bekommst den Motor, das Getriebe, die Hinterradaufhängung, die Vorderradaufhängung und machst einen halbwegs vernünftigen Job beim Aerodynamikpaket, dann kannst du gar nicht so weit von einem Ferrari entfernt sein.

Wenn deine Grundlagen sehr gut sind – wenn Ferrari einen großen Schritt nach vorne gemacht hat, hat Haas einen ebenso großen Schritt nach vorne gemacht. Dazu kommen die ganzen Aero-Spielchen.

Noch einmal zurück: Sie haben zwei Jahre an dem Auto gearbeitet, aber die Fracht kam zu spät und sie haben nicht genug Runden gefahren. Aber wenn man sich das Ende anschaut, als sie die zusätzlichen Stunden hatten und sie ins Rollen gekommen sind, war Mick Schumacher ziemlich schnell.

Wenn man die Startaufstellung durchgeht würde man sagen, dass Red Bull die Nummer 1 ist. So wie es im Moment aussieht, wahrscheinlich Ferrari an zweiter und dritter Stelle, vielleicht sind auch Mercedes und McLaren an dieser Position.

Wo platziert man den AlphaTauri? Setzt man ihn ganz nah an den Red Bull weil sie Schwesterteams sind? Genau da sollten sie im Grunde sein. Was ist mit den anderen, mit Aston Martin, wo stehen die Astons?

Von den Testzeiten her könnte man sagen, dass Haas nicht in den Top 10 ist. Wer steht also am Ende der Startaufstellung? Ist es Williams, oder ist es Alfa Romeo?

Es ist wirklich aufregend und ich glaube nicht, dass wir nach den ersten Rennen wissen werden, wo sie stehen. Denn in Barcelona hatten sie diese ganzen Porpoising-Probleme und das Auto verhält sich schrecklich.

Man kann nicht einmal sehen wohin man fährt. Dadurch wird es so schlimm, dass das Bremsen gestört wird und wenn man in Kurven mit hoher Geschwindigkeit fährt, ist der Abtrieb unberechenbar. Die einzige Möglichkeit das zu verhindern ist, die Höhe des Autos anzuheben. Wenn man dann ein Rennen fährt, nimmt man einen großen Teil des Abtriebs weg.

Man sieht also Autos die ziemlich weit weg von der Pace sind. In dem Auto, mit dem wir früher in den USA Rennen gefahren sind – dem Acura – hatten wir in Daytona immer viel Porpoising. In Daytona mussten wir immer einen Weg finden, das Auto auf dem Boden zu halten.

Ich glaube es war die Front des Autos, die das verursachte. Sie hüpfte wie verrückt. An den Stellen, an denen wir uns keine Sorgen machen mussten, waren wir wahnsinnig schnell. Es ist immer noch eine Unbekannte.”

 

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Wer wird im Mittelfeld fahren?

“Red Bull wird sehr stark sein. Adrian Newey ist ein Genie, wenn es um neue Ideen und neue Autos geht. Jedes Mal, wenn es etwas Neues gibt, sticht er normalerweise heraus. Und das wird er wahrscheinlich wieder unter Beweis stellen. Man muss Mercedes, Red Bull, McLaren, Ferrari und Aston Martin beobachten.

Der Aston Martin war bei den Tests sehr ruhig. Wenn man sich alle Mercedes-Autos anschaut, waren sie nicht so schnell. Ist es also so, dass sie tatsächlich nicht so schnell sind, oder dass sie wie verrückt Sandbagging betreiben. Es passt wirklich alles zusammen. Wenn man sich anschaut wo sie fahren, dann ist das eine große Unbekannte.

Ich denke es wird interessant sein zu sehen, ob ein Team wie Williams den nächsten Schritt machen wird, jetzt wo das neue Management das Ruder übernommen hat. In den letzten Jahren haben sie zwar das Team und alles andere gekauft, aber es ist nicht so, als dass man einsteigt und sagt: ‘Neuer Besitzer, das Auto wird schnell sein’.

Man hat ja schon das Auto. Hier gibt es keine Zauberei. Ich bin mir sicher, dass sie eine Menge Arbeit in das diesjährige Auto gesteckt haben, also wird es interessant sein zu sehen, wie es läuft.

Haas hat das Gleiche getan. Bei Haas hat man gesagt ‘wir werden kein Geld in das alte Auto stecken, weil es schlecht war’. Also sind sie zwei Jahre lang fürchterliche Rennen gefahren und hoffen jetzt, dass sich der ganze Aufwand, den sie in das neue Auto gesteckt haben, auszahlen wird.

Wer der Letzte sein wird ist noch ein Fragezeichen. Ich glaube, wenn Red Bull so schnell ist, muss AlphaTauri, das Schwesterteam, ziemlich nah dran sein. Sie haben den gleichen Motor und alles. Das ist cool.

Wir gehen in Rennen mit vielen Unbekannten. Hat Mercedes wirklich Probleme, oder gibt Mercedes nur vor, Probleme zu haben? Jedes Jahr sagen sie ‘oh, wir sind einfach zu langsam’ und dann tauchen sie auf und gewinnen.”

 
Was halten Sie von der Entscheidung von Haas, Nikita Mazepin durch Kevin Magnussen zu ersetzen?

“Ich glaube viele Leute waren überrascht. Meiner Meinung nach war er aber die richtige Person für den Job. Es kamen nur er oder (Romain) Grosjean in Frage, weil sie Jungs sind, die schon im Team waren, das Team kennen, die Ingenieure kennen, das Arbeitsumfeld kennen. Und sie verstehen den Sport.

Wenn das alles gegeben ist, ist es einfach, diese Entscheidung zu treffen. Man kann entweder jemanden mit wahnsinnig viel Geld haben oder man sucht jemanden, der dem Team hilft.

An diesem Punkt sucht man nach jemandem, der dem Team mehr hilft als alles andere. Und ich glaube, sie haben sich für den sichereren Weg entschieden. Das ist der sicherste Weg, den sie einschlagen konnten.

Denn wen sollte man sonst einstellen? (Pietro) Fittipaldi hat seit wie vielen Jahren keine Rennen mehr gefahren. Er hat einen guten Job gemacht, als er vor eineinhalb Jahren einsprang. Aber seit diesem Rennen ist er, glaube ich, keines mehr gefahren.

Wie viele Tests werden in der Formel 1 durchgeführt? Es gibt nicht genug Leute, die dir sagen können: ‘Tu dies, tu das’. Wollen sie es auf einen jungen Kerl ankommen lassen? Ohne Testerfahrung, ohne Simulatorzeit, eine Woche vor dem Rennen?

Die erste Wahl war Grosjean, aber er hat bei Andretti einen langfristigen Vertrag unterschrieben. Er ist glücklich damit und ich glaube nicht, dass er sich darauf einlassen würde. Also war der andere Typ Mags.

Der andere Typ, den man hätte nehmen können, war (Nico) Hülkenberg. Aber auch er ist schon eine Weile nicht mehr Rennen gefahren. Er hat lediglich Vettel letztes Jahr in Silverstone ersetzt.”

 

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Gibt es Teams, die diese Saison abschreiben und auf die nächste Saison hinarbeiten?

“Ich denke Williams ein bisschen und auch Team Haas zum Beispiel. Haas hat das Auto vor zwei Jahren gebaut, eine Menge Geld investiert, das Auto neu erfunden, alles versucht und nichts hat das Auto schneller gemacht. Ich denke, sie sagten: ‘Scheiß drauf, wir machen nichts – wir werden keinen Cent in dieses Auto stecken. Wir stecken all unsere Bemühungen in das neue Auto’.

Wenn sie all ihre Bemühungen in ein neues Auto stecken, ist das eine andere Welt. Denn sie haben ihr Geld vom letzten Jahr und von diesem Jahr in das gleiche Auto gesteckt. Wie groß der Schritt sein wird, den sie machen werden, weiß ich nicht. Sie bekommen viele Dinge von Ferrari. Wenn Ferrari wirklich stark ist, werden sie auch stärker sein. Zu der Zeit, als Haas kam, hat Ferrari Rennen gewonnen.

Bei Alfa Romeo denke ich, dass Bottas auf Rache sinnt. Ich glaube er will wirklich einen guten Job machen. Die Leute hinter Sauber wollen sicherstellen, dass alles gut laufen wird. Auch sie fahren mit einem Ferrari-Motor.

Wir müssen auf die ersten Rennen schauen. Sie werden uns eine Richtung vorgeben, wie die Dinge aktuell stehen, aber es wird das Jahr nicht vollständig definieren. Ich denke, man wird Unterschiede auf verschiedenen Rennstrecken sehen.”

 
Wer wird Ihrer Meinung nach am meisten von den neuen Autos/Regeln profitieren?

“Normalerweise sind es die kleineren Teams und Teams, die zu kämpfen hatten. Das ist der Punkt, an dem es sehr knifflig wird. Teams, die bisher vorne mitfuhren und mit den gleichen Regeln eine gute Plattform hatten, können sich sehr leicht weiterentwickeln und weiterhin sehr gut sein. Denn man muss das Rad nicht neu erfinden.

Diese Regeländerung macht einen Unterschied für ein Team wie Ferrari, ein Team wie McLaren. Die Mittelklasseteams. Die Aston Martins. All diese Teams haben eine wirklich gute Gelegenheit zu zeigen, was sie wirklich können.

Und das baut auch eine Menge Druck auf. Wie Lewis schon sagte: ‘Wir werden dieses Jahr nicht gewinnen, wir haben im Moment kein Siegerauto’.

Schaut man sich die Onboards an, sieht es im Moment nach einer Handvoll Autos aus. Das öffnet das Fenster für einige Veränderungen. Diese Änderungen machen am Ende des Jahres einen großen Unterschied beim Preisgeld für die Teams aus.

Wir müssen abwarten, wie sich die Autos verhalten und was die Fahrer dazu sagen. Aber jemand der nicht so gut aussah, könnte auch anfangen, richtig gut auszusehen. Andersrum kann jemand, der früher mit seinem Auto richtig gut aussah, sich fragen, ‘äh, was ist passiert’. Es ist nicht so, als hätte er vergessen, wie man fährt. Er fühlt sich wahrscheinlich einfach nur sehr unwohl.

Man muss sich aber wohlfühlen. Wenn du ein Auto am Limit fährst und so hart wie möglich pusht, dein Teamkollege aber mit dem, was das Auto dir als Feedback gibt zufriedener ist, wirst du Zeit verlieren.

Wenn man sich Norris und Ricciardo anschaut. Daniel hat sich im McLaren nicht wohl gefühlt, während Lando es tat. Das ist sehr interessant.”

 
Lando Norris hatte zuletzt eine ziemlich solide Saison. Was sollte man von ihm und McLaren in dieser Saison erwarten? Norris selbst hat erwähnt, dass die Tests vor der Saison “nicht ideal” waren und McLaren Haas als Rivalen betrachten sollte. Stimmen Sie ihm in dieser Hinsicht zu?

“Es ist wirklich schwierig. Denn Lando sagt, das Auto sei nicht ideal. Lewis sagt, das Auto sei nicht ideal. Und Williams hat gar nichts gezeigt. Ist es weniger als ideal weil sie den Motor so weit runtergedreht haben, oder haben sie wirklich ein Problem?

Wirklich interessant und verrückt, wenn man es sich ansieht. Williams hatte Probleme mit den Bremsen, sogar das Auto brannte deshalb. McLaren sagte, sie hätten auch Probleme mit der Überhitzung und der Hinterradbremse. Beides bei Mercedes-Autos. Haben sie die Bremsen überhitzt, weil sie nicht genug Energie zurückgewonnen haben, weil sie nicht genug Energie verbrannt haben?

Wie funktioniert das? Ein großer Teil der hinteren Bremsen wird mit dem Elektromotor betrieben, um die Energie zurückzugewinnen. Sie benutzen die Hinterradbremse also kaum. Deshalb brauchen sie auch keine Bremsenkühlung.

Als ich noch Rennen fuhr, hatten wir immer diese großen Bremsenkühlungen an der Hinterachse, um die hinteren Bremsen kühl zu halten. Wenn man mehr Energie in die hinteren Bremsen stecken muss, fangen sie an zu brennen und zu überhitzen.

Ist das ein echtes Problem, oder ist es nur ein Problem, weil Mercedes noch damit hinter dem Berg hält, wie alles funktioniert? Oder funktioniert der neue Mercedes einfach so – man braucht mehr Bremsen am Auto. Hat am Ende jemand vielleicht den Taschenrechner falsch bedient?”

 

Juan Pablo Montoya: “80% der Leistung kommt allein vom Auto”

 

Wird George Russell die ganze Saison über vor Lewis Hamilton ins Ziel kommen?

“Wenn Mercedes nicht stark genug ist, um die Meisterschaft zu gewinnen, dann auf jeden Fall und Russell wird in der Saison vor Hamilton landen.

Hat Mercedes allerdings eine Chance auf die Meisterschaft, dann nein. Ich denke Lewis wird ihn immer noch schlagen, einfach weil er viel mehr Erfahrung hat.

Wenn das Auto durchschnittlich ist und jede Woche nur um den fünften Platz fährt, dann denke ich, dass George immer noch pushen wird, als wolle er gewinnen. Lewis hingegen könnte enttäuscht sein und sich nicht mehr voll reinhängen.

Wenn sie dieses Jahr wirklich Probleme haben, wird er dann sagen: ‘Lass uns ein weiteres Jahr im Mittelfeld fahren’? Ich glaube nicht, dass er von Mercedes weggeht und woanders neu beginnt, weil sie Probleme haben. Ich denke, er würde wahrscheinlich einfach sagen: ‘Vielen Dank, es ist zu Ende’.

Abgesehen von der Tatsache, dass er sehr, sehr gut ist, war er immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Er ging zu McLaren, als sie anfingen zu gewinnen. Er verließ sie und alle fragten: ‘Warum solltest du McLaren verlassen, wenn sie gewinnen’? Er ging zu Mercedes und gewann alles.”

 
Wird Williams ohne George Russell wieder zurückfallen, zu dem was sie vorher waren, oder können sie einen weiteren Schritt nach vorne machen?

“Die Fahrer (Alex) Albon und (Nicholas) Latifi sind gut. In der Formel 1 ist der Unterschied zwischen einem wirklich guten und einem durchschnittlichen Fahrer sehr gering.

Wenn man sich die Qualifying-Pace von Latifi am Ende des letzten Jahres anschaut, war er oft auffällig gut. Albon hat bei Red Bull nie eine faire Chance bekommen. Mir gefällt nicht, wie das gehandhabt wurde. Ich war nicht dabei, aber von dem, was man von außen hört, habe ich den Eindruck, dass er viel besser ist, als das was die Leute ihm zutrauen.

Wenn man eine zweite Chance wie diese bekommt, geht es um Leben und Tod. Also denke ich, dass er einen wirklich guten Job machen wird. Er wird sich gut behaupten.

Die Frage ist, ob George (Russell) tatsächlich so gut ist, oder war Williams gar nicht so schlecht?

Latifi ist jung. Das ist alles ganz normal. Er hat noch einen langen Weg vor sich, bevor er wirklich gut wird. Er ist ein Typ, der mit jedem Jahr besser werden wird. Solange er noch ein paar Jahre dabei bleiben kann, denke ich, dass er besser und besser und besser wird.

Das Team hat keinen Druck. Wenn man es von einem Investitionsstandpunkt aus betrachtet, haben die Leute, die es gekauft haben, nichts zu verlieren. Sie stellen alle Mittel bereit, um sicherzustellen, dass die Entwicklung des Teams in die richtige Richtung geht. Dasselbe gilt für McLaren. Als McLaren zu kämpfen hatte, haben sie alles getan und die richtigen Leute an die richtigen Stellen gesetzt. Das braucht einfach ein bisschen Zeit.

Das ist das Problem: Jeder arbeitet daran, das Auto schneller zu machen. Jeden Tag in der Werkstatt, jedes Wochenende auf der Rennstrecke. Wenn man dann eine Sekunde zurückliegt, wie soll man diese Lücke schließen? Jeder arbeitet weiter, aber wenn man zurückliegt, muss man dringend herausfinden, wie man große Schritte machen kann.

Der Vorteil daran hinten zu sein ist, dass man sehen kann, was die anderen machen. Man kann sich die Trends am Auto anschauen, wie die Frontflügel sind, wie alles funktioniert. Man kann heute so viele Bilder mit einer so guten Auflösung machen, dass man viele Teile davon in einen Windkanal stecken kann und versteht, warum alles so funktioniert, wie es funktioniert.

Wenn man es herausfinden kann, ist der nächste Schritt viel größer als der des anderen Teams. Man muss das Rad jedes Mal neu erfinden. Wenn du der Beste bist, wirst du auch Dinge finden. Aber die Dinge, die du finden wirst, sind um einiges kleiner. Das Problem war normalerweise, dass die schwächer platzierten Teams im Vergleich zu den vorderen nicht genug Geld hatten. Aber jetzt, mit der Budgetobergrenze, wird sich das ändern.”

 
Gibt es bestimmte jüngere Fahrer, auf die wir achten sollten und die uns in dieser Saison überraschen können?

“Jung, dennoch schon eine Weile dabei: George (Russell) ist die Nummer eins. Ich glaube, George wird Lewis das Leben schwer machen. Ich finde ihn großartig. Es ist die nächste Generation von Spitzenfahrern, das ist toll zu sehen.

Man muss sich die beiden Jungs ansehen. (Pierre) Gasly ist schon eine Weile in der Formel 1 und es ist interessant, denn ich weiß nicht, wie unterschiedlich das Umfeld bei Red Bull und AlphaTauri wirklich ist. Aber er fühlt sich bei AlphaTauri wirklich zu Hause und er kann dort glänzen.

Er ist im letzten Jahr sehr gereift. Er hat eine Menge gelernt. Das Verrückte an der Formel 1 ist, dass sie dir eine Menge Pausen geben, wenn du wirklich gut bist. Red Bull hat anscheinend in letzter Zeit seine Mentalität geändert und ist etwas netter zu seinen Jungs. Früher gaben sie einem Fahrer eine Chance und zwei Rennen später schon jemand anderem.

Sie haben den Leuten nicht wirklich genug Chancen gegeben, um ihre Leistung zu zeigen. Das hat sich ein bisschen geändert. Dennoch müssen sie müssen natürlich immer noch Leistung bringen.”

 
Gibt es Fahrer, die aufgrund ihrer Qualität oder vielleicht auch mental nicht in die Formel 1 gehören?

“Das ist so schwierig zu beantworten, denn die meisten Leute sind eben genau deswegen in der Formel 1, weil sie genug Talent haben. Aber selbst mit genug Talent brauchen sie die Unterstützung, um es zu schaffen.

Selbst die Jungs, die zusätzliche Unterstützung brauchen, haben in den vorherigen Formeln gute Arbeit geleistet. Sie sind sicherlich keine schlechten Fahrer.

Das ist aber genau das Problem. Man sieht sich die Leute an, die für ihre Plätze bezahlen und denkt sich: ‘Die sind schrecklich’. Der Kerl, der so schrecklich ist, fährt aber in der Formel 2 in die Top 3. Hinter ihm gibt es also noch viel mehr schreckliche Fahrer.

Das Problem im Umfeld des Sports ist, dass wenn man jemanden hat, der für einen solchen Platz bezahlt, viele denken – ‘oh mein Gott, er ist nur wegen des Geldes da’.

Sicher, ein Teil davon ist das Geld. Aber sie haben trotzdem einen anständigen Job gemacht. Mazepin hat einen anständigen Job gemacht. War er der schnellste Kerl da draußen, der die Welt in Brand setzt? Wahrscheinlich nicht. Aber er war nicht schlecht. Er hat genug Punkte gemacht, um eine Superlizenz zu bekommen. Also ist er da, ob es den anderen gefällt oder nicht.

Das ist eine sehr schwieriges Diskussion, denn die zahlenden Fahrer heutzutage sind wirklich ziemlich gut. Werden sie Superstars sein und Weltmeister werden? Wahrscheinlich nicht. Aber können sie eine Karriere daraus machen? Wahrscheinlich ja.

Wenn heutzutage, so wie die Wirtschaft ist, wie unberechenbar sie ist, jemand mit Geld kommt, ist die Entscheidung für ein Team ziemlich einfach.

Ob es einem gefällt oder nicht, 80 Prozent der Leistung in der Formel 1 kommt allein vom Auto. Man kann Lewis und Max als Teamkollegen in einen Haas oder Williams setzen und sie werden im vergangenen Jahr am Ende des Feldes fahren. Sie würden keinen besseren Job machen als ein George Russell mit diesem Auto.

Wenn man ein kleineres Team ist, möchte man gerne den bestmöglichen Fahrer im Team haben. Aber viele von ihnen betrachten es als ein Geschäft. Wenn du wie Haas denkst und deine Firmen das Geld in den Sport stecken und eines Tages kommt jemand und sagt: ‘hier ist ein Batzen Geld, den du nicht aus deiner Bank holen musst’, dann kann man nur schwer sagen ‘ach nein, nein, ich werde weiter mein eigenes Geld ausgeben’.

Wenn sie Rennen gewinnen, wollen sie sicherstellen, dass sie den bestmöglichen Fahrer haben. Aber wenn sie in diesem Punkt sparen, dann haben sie zusätzliches Geld für die Entwicklung. Wenn das Auto dann wirklich gut ist, können sie jemand anderen einstellen.”

 

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